Digitalisierung ist eine Transformation des Unternehmens und damit immer auch eine Restrukturierung

In vielen Kundenprojekten habe ich erlebt, dass intensiv über neue digitale Geschäftsmodelle und digitale Produkte nachgedacht wird. Vieles wird ausprobiert und einiges wird auch in den Markt eingeführt. Das ist gut und richtig.

Was allerdings zu oft fehlt: Wenn neue Dinge kommen, müssen alte Dinge gehen! Digitalisierung ist immer eine Reise in eine neue Zukunft, neudeutsch Transformation genannt. Und eine solche Transformation des Unternehmens bedeutet eine große Umwälzung des heutigen „Status quo“ in folgenden Punkten:

  • Was passiert mit den Mitarbeitern, den Lieferanten, aber auch den bisherigen Stammkunden?
  • Können alle auf die Reise in die neue digitale Zukunft mitgenommen werden?
  • Was bedeutet das für die Führung, die Führungsmannschaft? Brauchen wir kleinere Hierarchien, fallen Führungsposten weg, kommen Neue?
  • Wie ist der Einfluss auf die Investitionen? Meistens bedeutet Digitalisierung erstmal hohe Investitionen zu tätigen, von denen der Return on Invest (RoI) oftmals sehr schwer zu kalkulieren ist.

Es stellt sich die große Frage im Rahmen der digitalen Transformation: Was bleibt, was geht?

Und diese Frage beinhaltet in ihrem innersten Kern immer eine große Restrukturierungsaufgabe! Im worst case muss sich das ganze Unternehmen von Grund auf neu erfinden! Neben der schönen, neuen Welt in der Digitalisierungsstrategie ist primär eine Restrukturierungsstrategie erforderlich mit folgenden Schwerpunkten:

  • Wie schaffen wir es, die Mitarbeiter in neuen Themen weiterzubilden, neu auszubilden?
  • Woher sollen die neu benötigten Skills und Fähigkeiten kommen?
  • Müssen wir Mitarbeitern kündigen? Wie gehen wir mit negativer Presse um obwohl wir eigentlich was Gutes voranbringen wollen?
  • Brauchen wir noch so viele Führungskräfte oder vielleicht ganz andere Führungsstile? Wer schafft den Wandel und wer nicht?
  • Wie kann der Wandel vom produzierenden Unternehmen zum Software-Unternehmen aussehen?
  • Wer treibt diesen Wandel und diese Transformation?
  • Wie gehen wir mit den Ängsten der Belegschaft um?

Diese Fragen müssen in einem Restrukturierungskonzept beantwortet werden, welches ich im folgenden vorstellen möchte.

 

Restrukturierungsplan Digitalisierung 4-Stufen

Ein Restrukturierungsplan für die digitale Transformation

Um den digitalen Wandel in Ihrem Unternehmen erfolgreich zu gestalten muss zwingend ein Restrukturierungsplan erstellt werden. Im folgenden stelle ich einen 4-Stufen-Plan vor. Dieser enthält sowohl die notwendigen Restrukturierungsanteile als auch die wichtigen Zukunftsbilder der neuen digitalen Geschäftsmodelle.

Restrukturierung in der digitalen Transformation in vier Schritten:

  1. Den Verbesserungsbedarf ermitteln
  2. Identifizieren der strategisch wichtigen Geschäftsfelder der Zukunft
  3. Erstellen von zukunftsgerichteten Restrukturierungs-Maßnahmen
  4. Management & Monitoring der Maßnahmen

Schritt 1: Den Verbesserungsbedarf ermitteln (Ausgangssituation und Skill-Matrix)

Dieser Punktbeinhaltet die Ist-Analyse. Es soll schon in der Analysephase klar werden, wie es um die Erfolgsaussichten der digitalen Transformation steht. Folgende Analysen sind dazu notwendig:

  • Ist-Analyse der Fähigkeiten und Skills der Mitarbeiter (Skill-Matrix)
  • Blick auf das aktuellen Produkt-Portfolio (Produktlebenszyklus als auch Produkt-Markt-Attraktivität)
  • Analyse der Führung, des Organigramms, der Gremien und der Projektmethodiken (wo steht man aktuell: Reifegradanalyse)
  • Analyse der Unternehmenskultur und der Umfeldbedingungen
  • Wettbewerbsanalyse
  • Kundenanalyse (nutzen Sie auch den Net Promotor Score)
  • Stakeholder-Analyse

Schritt 2:Identifizieren der strategisch wichtigen Geschäftsfelder der Zukunft

Bevor es an die Restruktrurierungsthemen geht muss klar sein wohin die Reise gehen soll. Es werden auf Basis des in Schritt 1 erstellten Produkt-Portfolios die Marktaussichten der bestehenden Produkte und Geschäftsmodelle untersucht und auf Zukunftsfähigkeit getestet (siehe die Abbildung unten). Dann werden neue Produkte und Geschäfsmodelle erarbeitet, verprobt und strategisch bewertet.

Auf dieser Basis kann eine Gap-Analyse stattfinden. Diese dient zur Prüfung inwieweit mit den heutigen Fähigkeiten die neuen Produkte und digitalen Geschäftsmodelle umgesetzt werden können.

Bild Produkt-Portfolio

Schritt 3: Erstellen von zukunftsgerichteten Restrukturierungs-Maßnahmen

Es steht aus Schritt 2 fest welche Produkte und Geschäftsfelder bzw neue digitale Geschäftsmodelle in der Zukunft gesetzt sind. Dies ist die Basis und das Fundament für Schritt 3: Es geht jetzt vor allem um die Identifikation von Kostentreibern, die keine Auswirkungen auf die zukünftigen Themen haben.

Die unten stehende Grafik zeigt beispielhaft typische Maßnahmen nach folgenden Kriterien;

  • Umsetzungsfähigkeit (je nachdem, wie schnell und gut erreichbar die Maßnahmen im Unternehmen sind)
  • Werthaltigkeit (wie stark die Maßnahmen EBIT- bzw. Cashwirksam sind)

Die Maßnahmen im oberen, rechten Quadranten versprechen das größte Potenzial und sollten daher priorisiert werden. So können beispielsweise die Overheadkosten wie die anderen Maßnahmen je nach Situation des Unternehmens eine Rolle im Maßnahmenplan spielen. Sie sind aber aufgrund schwerer Umsetzbarkeit oder niedriger Werthaltigkeit nicht primär im Fokus.
Bei der Erstellung des Maßnahmenplanes ist es wichtig, einen generellen Unterschied zwischen zwei Arten von machen:

  • Der Innenfinanzierung: Intern Liquidität schaffen („aus eigener Kraft“)
  • Der Außenfinanzierung: Kapitalzuführung von extern (Banken, Finanzierer, Investoren, etc.)

Die in der Grafik dargestellten Maßnahmen klären sehr gut das „Wo“, d.h. in welchen Bereichen idealerweise gespart werden muss. Daneben muss auch das
„Wann“ und „Wie hart“ geklärt werden.

Restrukturierungsmaßnahmen in der digitalen Transformation

Schritt 4: Management & Monitoring des Transformationsprojektes

Dieser Schritt beinhaltet die digitale Transformation im Sinne eines großen Projektes oder Programmes.Wichtig sind hier die typischen Projekterfolgskriterien:

  • Klare Projektstruktur mit Verantwortlichkeiten, Rollen, Gremien und Eskalationsinstanzen
  • Top Management Committment als Sponsor und im Lenkungsausschuss
  • Alle Stakeholder einbeziehen (ständig aktualisierte Stakeholder-Analyse)
  • Die Veränderungskurve beobachten und frühzeitig intervenieren
  • Projekt-Marketing und eine gute Kommunikationsstrategie

Weitergehende Informationen finden Sie unter Digitalisierungsstrategie entwickeln. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Aufsetzen Ihres Transformationsprojektes.

Herzliche Grüße

Ihr Volker Johanning