Farbiges Porträt von einem Projektleiter

Für den Erfolg eines großen ERP-Projektes ist natürlich der Projektleiter ein wesentlicher Garant! Die Auswahl und Entscheidung für den oder die Richtige ist daher sehr wichtig und fällt leider oft sehr schwer.

Die Geschäftsführung und der CIO gehen im Kopf die alle internen Kandidaten durch. Angst vor dem Scheitern sowohl des Projektes als auch des Projektleiters überschatten die ganze Auswahl. Was ist, wenn es nicht klappt? Dann ist das große Talent im Unternehmen auch verbrannt! Dann lieber einen Projektleiter von extern holen! Aber was ist, wenn der nicht ins Unternehmen passt und nicht andocken kann? Dann kostet es viel Geld und wir fangen wieder von vorn an!

Damit man sich als Geschäftsführer und CIO nicht im Kreise dreht, hier sieben harte Kriterien für die Auswahl des richtigen ERP Projektleiters (und schauen Sie erst intern, das ist immer die bessere Wahl):

 

Erfolgsfaktoren für einen starken ERP-Projektleiter: Vertrauen, Agilität und Loyalität

1. Vertrauen

Es sollte bereits ein Vertrauensverhältnis zum Management und zum CIO bestehen. Man kennt die Fähigkeiten, die Schwächen, die Macken und weiß damit umzugehen. Auf beiden Seiten! Es gab schon eine Situation, die gezeigt hat, dass man aufeinander bauen kann. Es ist Vertrauen entstanden. Und man hat in der GF das gute Gefühl, dass dieses Vertrauen langfristig Bestand haben kann. Das ist ein erster wichtiger Schritt für eine nachhaltige Zusammenarbeit in einem so wichtigen Projekt.

2. Tickt im Takt des Unternehmens

Der potentielle Projektleiter sollte das Unternehmen schon einige Zeit kennen. Das Management sollte das Gefühl haben, dass der „Stallgeruch“ von beiden Seiten akzeptiert wurde. Der Projektleiter kennt die Geschichte und Geschichten des Unternehmens und identifiziert sich damit. Er erzählt selbst so manche Anekdote aus der Geschichte des Unternehmens. Das zeigt Ihnen, dass er fest mit dem Unternehmen verbunden ist und bei Ausrutschern nicht gleich die Flucht in die innere Kündigung antritt.

3. Nicht verhaftet und verliebt in bestehende Prozesse

Wenn er den Stallgeruch des Unternehmens tief eingeatmet hat, wie wir gerade unter Punkt 2 gesehen haben, dann ist dieser Punkt sehr wichtig: Er muss trotzdem in der Lage und sogar willens sein, alles im Unternehmen neu zu denken. Jeder Stein muss umgedreht werden können und einem möglichen Standard oder Best Practice weichen. Der Kandidat muss ein feines Gespür dafür haben, was in Bezug auf neue Prozesse, Strukturen und Arbeitsweisen bleiben darf und was weichen muss.

4. Nutzenorientiert

Daran schließt sich unmittelbar das Thema „Mehrwert“ an. Der potentielle Projektleiter muss genau einschätzen können, was dem Unternehmen nützt und was eher Zeitverschwendung ist und vielleicht toll klingt, aber nur Geld kostet. Mehrwerte wie Time-to-Market, „im EBIT sind das x% mehr“ sind keine Fremdwörter, sondern gehören zum Vokabular des potenziellen Projektleiters.

5. Entscheidungsstark und Agil

Er muss in der Lage sein, schnell und agil Entscheidungen zu treffen, damit nicht ewig an Change Requests herumgedoktert wird. Achten Sie darauf, dass Sie keinen „Schnacker“ nehmen, der erst alles 360° prüfen muss, bevor er sich langsam traut, eine Empfehlung abzugeben. Nehmen Sie jemanden, der entscheidungsfreudig ist und dazu steht, auch wenn er sich mal irrt. Es ist besser, schnell und pragmatisch vorzugehen, als lange und ergebnislos zu überlegen (es sei denn, Ihr Unternehmen muss ein validiertes ERP-Projekt nach irgendwelchen Standards wie FDA, GMP usw. abliefern – dann sind Sie leider gefangen und benötigen einen ziemlich genauen Projektleiter).

6. Keine Scheu vor C-Level

Sowohl das „Weitergeben“ von Informationen als auch das Nutzen von Eskalationsstufen ist für einen ERP-Projektleiter sehr wichtig. Daher sollte der potenzielle Kandidat jemand sein, der sich nicht scheut, zum CEO ins Büro zu gehen und Tacheles zu reden. Ja, ich weiß, das gibt es heutzutage kaum noch. Aber nehmen Sie keinen Konformisten, der zu allem Ja und Amen sagt. Da ist Punkt 1 wieder sehr wichtig. Zwischen Geschäftsführer, CIO und Projektleiter muss Vertrauen herrschen, so dass man sich auf Augenhöhe unterhalten kann und Entscheidungen auch mal nach Feierabend per WhatsApp gemeinsam klären und treffen kann. Dann geht es voran.

Loyalität

Die Liste der Kriterien begann mit Vertrauen und endet mit Loyalität. Denn was ist Vertrauen ohne Loyalität? Auch wenn es im ERP-Projekt mal richtig dumm laufen sollte – und das wird sicherlich mehr als einmal der Fall sein – dann muss der Projektleiter loyal zum Unternehmen und zum Management stehen, genauso wie umgekehrt das Management dem Projektleiter auch mal einen Fehler verzeihen kann. Das geht nur mit nachhaltigem Vertrauen und einer entsprechenden (Fehler-)Kultur.

Vielleicht denken Sie jetzt: So einen muss man sich erst noch schnitzen, denn den gibt es in der Praxis nicht. Aber seien Sie versichert: Die wahren Fähigkeiten werden oft unterschätzt! Investieren Sie Ihre Zeit in die Entwicklung der Stärken des potenziellen Projektleiters. Das Projekt wird es spüren und der Projektleiter wird es Ihnen mit Erfolgen danken.

Wenn Sie Fragen zu den Auswahlkriterien oder zur Auswahl selbst haben, sprechen Sie mich gerne an.

Es grüßt Sie herzlich

Volker Johanning

Weitergehende Informationen finden Sie auf dem Portal ERP-Strategie.

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