Das Geheimnis der immateriellen Werte

Wonach werden Manager und Führungskräfte beurteilt? Und was steht in den Zielvereinbarungen von Geschäftsführern und Vorständen meistens ganz oben und ist obendrein auch der größte Hebel für die flexible Gehaltssteigerung der Manager?

Umsatz bzw. Absatz soll gesteigert werden. Und natürlich am wichtigsten: Das EBIT muss steigen, denn „Umsatz macht zwar stolz, aber nur EBIT macht reicht“ heißt es so schön. Bei börsennotierten Unternehmen ist oftmals das einzige Ziel den Shareholder Value zu erhöhen, also den Marktwert an der Börse, der für vermeintlich höhere Aktienkurse steht und damit die Aktionäre belohnt.

Man könnte sich jetzt fragen: „Was soll daran schlecht sein?“. Meine Antwort lautet: „Per se erstmal nichts, denn nur Unternehmen mit positivem EBIT können langfristig am Markt bestehen.“

Allerdings ist Umsatz bzw. EBIT immer eine Ergebnisgröße. Und das pure Trachten nach Ergebnissen ist sehr kurzfristiger Natur. Die spannende Frage ist daher eigentlich, was die mittel- und langfristigen Stellhebel für die Schaffung solcher Ergebnisse sind?

Und da kommt man an den immateriellen Werten eines Unternehmens nicht vorbei. Denn das Kapital und dessen Mehrung ist nicht das primäre Ziel eines Unternehmens!

Wesentlich wertvoller sind immaterielle Werte wie zum Beispiel:

  • das Know-how und die Motivation der Mitarbeiter,
  • der Ideen- und Innovationsreichtum sowie
  • der Kundenstamm und das Kundenvertrauen.
  • Auch die Strategie eines Unternehmens ist ein immaterielles Gut, welches wichtiger ist als das Kapital.

Was folgt daraus?

Gerade in den heutigen Zeiten des Umbruchs ist es wichtig, diese Unternehmenswerte ganz nach vorne zu stellen, zu priorisieren und vor allem: Gebt Euren Führungskräften keine rein materiellen Ziele wie EBIT oder Umsatzsteigerung, sondern immaterielle Vorgaben.
Denn nur wer sich zuerst darum kümmert, dass der Vorteil und der Gewinn Anderer (zum Beispiel der Kunden) gemehrt wird, wird am Ende die zum Überleben notwendigen finanziellen Ergebnisse erreichen.

Die Reihenfolge lautet also: Erst immaterielle Werte steigern, dann folgen finanzielle Ergebnisse automatisch! Und nicht andersherum!

Immaterielle Werte haben einen weiteren, immensen Vorteil vor materiellen Werten: Durch den ständigen Gebrauch gewinnen diese immer mehr an Wert. Im Gegensatz dazu brauchen sich zum Beispiel eine Produktionsmaschine, ein Auto oder ein Gebäude als materielle Güter immer mehr ab, je häufiger man sie gebraucht; materielle Güter verlieren durch Gebrauch an Wert. Kundentreue oder Ideen und Wissen der Mitarbeiter hingegen gewinnen an Wert, je häufiger man sie benutzt. Jeder durch Mehrwert gespickte Kontakt zum Kunden erhöht die Kundentreue. Jede Schulung und jeder gute Workshop erhöht das Wissen der Mitarbeiter. Immaterielle Werte steigen also bei Gebrauch!

Daher gilt: Wenn schon Zielvorgaben unbedingt sein müssen, dann bitte in Form immaterieller Werte. Beispiele können sein:

  • „Steigerung des Kundenvertrauens durch Erhöhung sowohl der „First Respone Time“ als auch der „Resolution Time“. Das meint, dass Sie so schnell wie möglich auf Kundenanfragen reagieren und auch diese möglichst schnell im Sinne des Kunden lösen.
  • Begeisterung und Steigerung des bestehenden Kundenstamms durch neue digitale Services
  • Eine positive Fehlerkultur einrichten, um die Risikobereitschaft der Mitarbeiter zu fördern
  • Raum und Räume für kreative Ideen und kollaboratives Arbeiten schaffen

Es ist kommt oft die Frage nach der Messbarkeit von solchen „weichen“ Zielen. Das ist relativ einfach: Nutzen Sie eine Skala als Metrik. Dazu öffnen Sie eine Skala von 0 bis 10 (oder 100). Wir nutzen das Beispiel 3 von oben (Fehlerkultur). Dabei ist 0 = Es besteht keine Fehlerkultur und die Mitarbeiter trauen sich überhaupt keine eigenen Ideen einzubringen und 10 ist der Idealzustand, in dem die Mitarbeiter bewusst Risiken eingehen und auch Fehler machen dürfen. Dann legen Sie gemeinsam mit demjenigen, der das Ziel erreichen soll fest, wo sie aktuell stehen (zum Beispiel bei einer 3 =manche trauen sich das schon, aber es ist noch zu zaghaft für echte Ergebnisse). Dann legen Sie fest wo sie nach Erreichung des Ziels stehen sollten (zum Beispiel eine 8 = 80% der Mitarbeiter trauen sich etwas; es sind Fehler passiert und man hat gemeinsam daraus gelernt; es sind auch schon erste Ergebnisse erreicht worden, die vorher unvorstellbar waren).

Viel Erfolg beim weiteren Nachdenken über die Vorteile von immateriellen Gütern und wie sie diese in ihrem Unternehmen weiter fördern können.

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